
Diese Woche habe ich nur drei Tage in der Schule verbracht. Jonathan und Lukas hatten ein Hockeyturnier in Parks weswegen wir schon am Donnerstag Morgen losgefahren sind und zwei Tage Schule ‘schwänzen’ konnten.
Parks ist eine kleine Stadt irgendwo im Busch, fünf Stunden westlich von Sydney. Auf dem Weg dort hin sind wir durch die Blue Mountains gefahren. Wir haben ein typisches Touristenziele besucht die berühmten Felsen, die drei Schwestern, angeschaut. Es war wirklich beeindruckend den riesigen, vollständig bewaldeten Canyon zu sehen, an dessen Rand sich diese Felsen majestätisch emporheben. Große Teile der Waldfläche sahen braun aus, was das Resultat von Waldbränden gewesen sein muss. Das ist übrigens auch auf einem der Bilder zu sehen.
Nach dieser kurzen Pause haben wir uns aber auch schon wieder auf den Weg nach Parks gemacht.
Die Dimensionen der australischen Entfernung sind gewaltig, so gewaltig das man es sich garnicht richtig vorstellen kann. Wahrscheinlich habe ich es selbst auch noch nicht ganz begriffen. Aber durch diesen kleinen Ausflug habe ich wenigstens einen kleinen Vorgeschmack von der Australischen Landschaft im Busch bekommen. Aber um das wenigsten mal bildlich darzustellen wie weit wir eigentlich gefahren sind habe ich zwei Bilder von Karten eingefügt. Einmal eine Karte mit der Strecke vom östlichsten zum westlichsten Punkt Deutschlands und die zweite Karte zeigt unser Reiseroute. Die Zeit die bei dem Bild für unsere Strecke angezeigt wird ist allerdings die falsche, die Fahrt dauert eigentlich sechseinhalb Stunden.
Aber selbst die Karte kann diese Fahrt nicht so gut darstellen. Wenn man durch Deutschland fährt wechselt sich die Landschaft dauerhaft. Selbst an der Autobahn tauchen immer wieder andere Städte auf und aus Wäldern werden Felder und dann kommt man wieder an Dörfern vorbei.
In Australien ist das ein bisschen anders. Nahe der Küste ist eigentlich überall Wald, welcher oft direkt bis an den Stadtrand reicht. Diese Wälder bestehen meistens zum größten Teil aus Eukalyptus Bäumen. Deswegen ist es auch kein Wunder das der Eukalyptus mit einem Baumbestand bis zu 70 Prozent und circa 850 verschiedenen Arten die meist verbreitetste Pflanze Australiens ist. Und wenn man dann weiter ins Inland fährt werden die Bäume immer weniger und stehen nur noch vereinzelt auf den weiten Flächen. Aber anstelle der Wälder gibt es dann sehr viele Felder und Weinberge. Je weiter man sich von der Küste entfernt desto weniger werden auch irgendwann die Felder aber dafür häufen sich Tierfarmen, bis eine Weide der nächsten folgt.
Trotzdem muss man immer eine ganze Weile fahren eh sich die Landschaft wieder verändert. Das heißt auf allerdings auf keinen Fall das ich die Fahrt nicht gut fand oder ich irgendwann gelangweilt von der Landschaft war, im Gegenteil, ich fand es wunderschön.
Auf dem Hinweg ist es abends schon dunkel geworden als wir noch auf dem Weg waren, weswegen ich nichtmehr so viel gesehen habe und irgendwann auch eingeschlafen bin. Wobei der Sonnenuntergang ewig gedauert hat, weil wir direkt darauf zugefahren sind. Aber auf dem Rückweg war es erst Mittag als wir durch den Busch gefahren sind, deswegen habe ich auf dieser Strecke viel mehr Eindrücke gesammelt. Ich weiß ich habe noch nichtmal angefangen irgendetwas von der Zeit in Parks zu erzählen, trotzdem möchte ich erstmal mit der Rückfahrt weiter machen.
Wie gesagt ich fand unseren Weg durch den ‘Busch’ keinesfalls uninteressant. Für Australier die schon etliche Male durch den Busch gefahren sind, ist das vielleicht komplett unverständlich, aber ich fand es unfassbar faszinierend. Ich glaube ich habe die ganze Fahrt über förmlich an der Scheibe geklebt um auch ja nichts zu verpassen.
Wenn man hier auf einem Highway dringend Hilfe braucht kann es durchaus sein das man mal eine Weile warten muss, eh mal wieder jemand vorbeikommt. Auf dem ersten Highway mussten ganze 91 Meilen bleiben, bevor wir auf eine andere Straße gefahren sind. In dieser ganzen Zeit, ungefähr eine Stunde, sind wir auf dieser sogenannten ‘Hauptverkehrsstraße’ sagenhaften sechs Autos und einer Harley begegnet- was für ein furchtbarer Betrieb! Dafür war die Strecke aber sehr schön. Die Straße war eigentlich immer von Bäumen gesäumt und wegen des geringeren Verkehrs auch sehr ruhig vor allem wenn man bedenkt, dass es eine Art Autobahn ist. Da wir noch nicht im richtigen Outback waren gab es auch noch Bäume allerdings waren diese meistens sehr separiert. Man könnte fast meinen jemand hätte eine Ladung Baumsprösslinge auf dem Flugzeug geschmissen, welche sich gleichmäßig über die ganze Fläche verteilt hätten. Hier und da stand auch immer mal ein verkohltes Baumgerippe, vermutlich der Überrest eines Blitzeinschlages. Ein Großteil des Landes war mit langem, vertrocknetem Gras bewachsen was sich im Wind so geschmeidig bewegte, dass es aussah wie wie ein Teppich aus Samt der über die Hügel und Täler gelegt wurde.
Die ersten Stunden unserer Fahrt waren durchgehend Weiden neben der Straße, hauptsächlich für Schafe und Kühe aber machmal auch für Pferde. Es ist absolut keine Seltenheit, das sich die Pferde ihre Koppel mit einer Herde Kängurus teilen müssen, welche es mit einem Hüpfer über den Stacheldrahtzaun geschafft haben, welcher alle Tiergehege umgibt.
Ich würde ja gern sagen die Schafe waren wie weiße kleine Tupfen überall malerisch in großzügigen Abständen verteilt, aber das stimmt nicht so ganz. Vereinzelt waren sie zwar schon bloß weiß nicht. Die Fellfarbe variierte und war immer angepasst an die Farbe des Bodens, darf ich präsentieren die australischen Kamelionschafe. Sogar die Schafe auf der roten Erde hatten einen starken rote Touch, zum Glück gab es keine grünen Wiesen. Auch wenn es bloß die trockene Erde war, sah es sehr lustig aus wie die Schafe teilweise fast vollständig mit ihrer Umgebung verschmolzen.
In Australien bekommt der Ausdruck Massentierhaltung eine ganz andere Bedeutung. Anstatt irgendwo zusammengepfercht in einem riesigen Stall stehen zu müssen und ein Leben in grauenhaften Bedingungen fristen zu müssen, dürfen sie hier das ganze Jahr auf gigantischen Feldern stehen. Da ist es nicht unüblich das der Farmer seine Tiere mit dem Helikopter zusammentreiben muss. Es gibt sogar eine Regelung die festlegt wie viele Tiere man pro Quadratmeter halten darf, je nach dem wo sich das Land befindet und wie fruchtbar es ist. In Sachen Tierhaltung können sich einige Länder also ruhig mal eine Scheibe von Australien abschneiden.
Auf den Weiden dienen große, meist fast ausgetrocknete Wasserlöcher in der roten Erde zur nötigen Wasserversorgung und bei jedem Haus stehen riesige, runde, aus Wellblech gefertigte Wassertanks.
Das mit den Häusern ist auch eine ganz lustige Sache. Es kommt öfter mal vor das plötzlich ein Briefkasten und eine Einfahrt am Straßenrand sind, aber man sieht weder wo die Holperpiste hinführt noch zu welchem Haus der Briefkasten gehört. Auch die einzelnen Farmen sind immer weit von einander entfernt, da kann es schon mal vorkommen das man das Auto nehmen muss um mal einen Käffchen mit dem Nachbar zu trinken.
Ich habe mir einige Male die Frage gesellt wie die Kinder es in diesen Teilen des Landes mit der Schule machen, wenn alles so weit weg ist. Irgendwann war dann plötzlich an der Straße eine Bushaltestelle für die Schulbusse, welche allerdings nur aus einem kleinem Schildchen besteht. Diese Schilder gab es immer mal wieder und das war auch gut so, weil wenn diese Schilder nicht dort gestanden hätten wäre kein Mensch je auf die Idee gekommen das sich dort eine Haltestelle befindet. Aber wenn man sein Kind nicht jeden Tag ewig lang mit dem Bus fahren lassen will und es auch nicht in ein Internat schicken will kann man es auch zuhause unterrichten, in Australien kein Problem.
Natürlich gab es auch die gelben, für Australien typischen, Känguru und Wombat Warnschilder und diese stehen keinesfalls ohne Grund da. Neben den unzähligen Kängurus die wir überall auf den Feldern gesehen haben, was übrigens auch jedes mal wieder einen unglaublich Freude war, haben wir leider auch sehr viele tote am Straßenrand liegen sehen. In Deutschland liegen hier und da mal tote Tier aber im Vergleich ist das ein Klacks. Wombats haben wir leider auch nur tot gesehen, die wie große Fellknäule am Rand der Straße lagen. Sonst haben wir noch einen lebenden Emu und einige bunte Papageien gesehen.
Auf unserem Weg sind wir auch an zwei Gefängnissen vorbei gefahren sowie einem Flughafen den ich allerdings fast übersehen hätte. Nicht weil ich gerade geschlafen habe sondern weil eine kleine Landebahn, mit Lampen im Boden als Beleuchtung, und ein kleines Haus das einzige waren, was auf die Existenz dieses Flughafens hinwies.
Das waren einige der Eindrücke die ich auf der Fahrten gesammelt habe, aber jetzt endlich mal zu dem weswegen wir diese Fahrt gemacht haben.
Wie anfangs gesagt fand dort am Wochenende ein Hockeyturnier statt, was neben dem Elvis Festival und dem sogenannten ‘Dish’, einer großen Satellitenschüssel, wohl so ziemlich das einzige Aufsehenerregende in dieser Stadt ist. Zu dem Turnier kommen Teams aus ganz New South Wales, einer der sieben Bundesstaaten Australiens. Neben dem Ziel das Turnier zu gewinnen habe die besten Spieler auch die Chance in eine Squad gewählt zu werden, um dann nach einer weiteren Auswahl in das New South Wales Team zu kommen.
Am Donnerstag Abend war Team Dinner, bei welchem das ganze Team samt Familien in einem der Club der Stadt essen waren. In Australien gibt es in jeder Stadt mindestens einen Club, so auch in Parks. In diesem riesigen Gebäude befand sich eine Kantine, bei der man ewig auf sein bestelltes Fast Food warten konnte und in der zweiten Etage einige große Räume in denen man feiern oder einfach nur zusammensitzen konnte. Und in einem dieser Räume waren wir. Wären wir in diesem Club als Mitglied registriert gewesen, hätten wir das Essen auch noch ein bisschen billiger bekommen. Aber so mussten wir für das mäßig gute Essen auch noch eine Menge Geld bezahlen. In Australien ist generell alles relativ teuer vor allem Essen und Häuser in einer größeren Stadt.
Restaurants und auch die Clubs legen nicht sonderlich viel Wert auf Gemütlichkeit und gutes Essen. Aber die Menschen auch nicht darauf irgendwo gemütlich mit der Familie in einem süßen Restaurant essen zu gehen.
Dafür hat man überall die Chance einen der gefräßigen Glücksspielautomaten mir einer Menge bunter Scheine und klimpernder Münzen zu füttern, eine der Lieblingsbeschäftigungen der Australier. Las Vegas ist dafür bekannt das es dort eine Menge Glücksspiel gibt aber von Australien hört man das nicht. Wahrscheinlich liegt das daran das ein größter Teil der Spieler in Las Vegas nur mal ausprobieren möchte wie das eigentlich ist und viele so diesen Ruf verbreiten. Hier spielen die Leute allerdings weil sie ernsthaft versuchen irgendwann den großen Gewinn zu machen und das restliches Geld wieder zu vermehren. Da die meisten Australier ihr Geld auch wöchentlich ausgezahlt bekommen und nicht einmal daran denken etwas für schlechtere Zeiten zurück zulegen, sondern nur den Moment leben, haben sie auch immer eine Menge von diesem Restgeld.
Das war also unser erster Abend, welcher trotz der Jugendherbergs Atmosphäre, sehr interessant war, weil man sich mit all den vielen Menschen gut unterhalten konnte.
Am Samstag haben wir noch vor den Spielen einen Abstecher zu dem nahegelegenen ‘Dish’ gemacht. Diese riesige Satellitenschüssel steht dort irgendwo wo man sonst weit und breit nichts sieht außer Bäume, Felder und Hasen. Mit dem Dish hat man die Mondlandung mitverfolgt, wenn es sie denn gegeben hat, und bei der Rettung eines verloren gegangenen Astronauten geholfen.
Jono und Lukas haben es übrigens zum Glück beide in die Squad geschafft, jetzt müssen sie nur noch ins Team schaffen.
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