Muni in Australia | 2nd week
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2nd week

Es ist wirklich erstaunlich wie die Zeit nur so vor sich hin rast. Es fühlt sich einerseits so an als wäre ich erst gestern hier angekommen aber es sind schon wieder zwei Wochen vergangen. Andererseits fühlt es ich an wie als wäre ich schon seit Ewigkeiten hier, wenn ich darüber nachdenke wie viel ich schon erleben durfte.

Das letzte was ich gepostet habe war der Nachmittag mit Franka am Strand und da fange ich jetzt mal an weiter zu machen.

Nachdem das erste richtige Wochenende vorbei war, waren die ersten beiden Schultage wieder komplett normal, nichts besonderes, nur Unterricht und Pausen. Am Mittwoch war aber wieder eine Veranstaltung in dem Schultheater, also in der Halle von der ich letzte Woche schon einmal etwas geschrieben habe. Man könnte ja meinen das eine Schule die letzte Woche noch von Frieden redete und noch dazu christlich ist eine eher kritische Haltung zu den Themen Kriegen und Armee hat. Aber genau das Gegenteil ist zutreffend. Dieses Mal wurde nicht von Frieden geredet, sondern es waren zwei Offiziere aus der Army und der Air force zu Gast. Die beiden haben über ihren tollen Job geredet, über die guten und zahlreichen Ausbildungsmöglichkeiten und Zukunftsmöglichkeiten die die Armee bieten kann. Für mich war das ziemlich eigenartig, weil es in Deutschland wäre es nicht möglich das Offiziere an die Schule kommen und versuchen Schüler für sich zu rekrutieren. Aber das Verhältnis der Australier zur Armee ist ein ganz anderes, wie mir Franka und Christoph erzählt haben. Auf australischem Boden gab es während des ersten und des zweiten Weltkrieges keine direkte kriegerische Auseinandersetzung aber trotzdem beteiligten sich die Australier an beiden. Australien trat schon zwei Tage nachdem Deutschland mit dem Polenfeldzug den zweiten Krieg begonnen hatte, am 3.9.1939, in den Krieg ein. Bis Kriegsende 1945 dienten fast eine Million Australier auf Seiten der Alliierten in den Streitkräften. Die gefallenen Soldaten werden aber nicht betrauert wie bei uns, sondern die Familien sind stolz, dass ihre Männer, Verwandten oder Vorfahren im Krieg gegen Deutschland für ihr Land gestorben sind. Jedes Jahr, am 25. April, wird zu Ehren der gefallenen Soldaten der ANZAC Day, ein australischer Nationalfeiertag, veranstaltet. ANZAC bedeutet „Australian and New Zealand Army Corps“ und bezieht sich auf den 25.04.1915, wo das australische und neuseeländische Militär gemeinsam mit den Alliierten Streitkräften während des Ersten Weltkriegs im türkischen Gallipoli schwere Verluste erlitten hatte. Auch heute noch sind die Familien stolz, wenn sie sagen können das ihr Sohn oder ihre Tochter in der Army dient. Die Einstellung zu diesem Thema ist also sehr anders weswegen auch keiner ein Problem damit zu haben schien das da zwei Offiziere ihr Ideologie verbreiteten und von all dem “good stuff” redeten das einem die Army bieten kann.

Am Donnerstag, für unsere Schule der letzte Schultag dieser Woche, war der “Sport Carnival” also Sporttag. Kein deutscher Sporttag wo man von einer Station zur nächsten hetzt und einmal alles mitmachen musst sondern eine gemütliche australische Form. Natürlich kann man auch einfach mit hinfahren sich auf die Trebühne setzen und den ganzen Tag bloß zuschauen. Man kann also selbst entscheiden was man machen möchte und wenn der Lehrer dann die entsprechende Altersgruppe aufruft zum Weitsprung, 400m Sprint, Diskus werfen, Speerwerfen usw. zu gehen, kann man entweder mitgehen oder es einfach lassen. Der Tag war also ziemlich entspannt und auch der erste in dieser Woche an dem es nicht die meiste Zeit geregnet hat sondern nur blauer Himmel war.

An dem Nachmittag bin ich in das Blackbutt Reservat zu den Tiergehegen gegangen. Weil es aber schon relativ spät war hatte das Gehege für die Koalas nicht mehr geöffnet, weswegen ich nur Kängurus und Emus gesehen habe. Die Strecke durch den Wald ist unfassbar schön, obwohl das Reservat direkt an die Stadt grenzt ist es wie im Dschungel. Mit der Kamera kann man all das garnicht erfassen weil auch die vielen Geräusche wie zum Beispiel das Geschrei der Vögel so viel dazu beiträgt, dass dieser Wald zu bezaubernd wirkt.

Der Donnerstag war wie gesagt der letzte Schultag für mich, weil Privatschulen scheinbar gern mal ein bisschen eher Schluss machen wenn eine längere freie Zeit ansteht wie Ferien oder eben dieses Wochenende. Die Queen feierte dieses Jahr am Montag, dem 11. Juni, ihren Geburtstag weswegen dieser Tag ein nationaler Feiertag war. Deswegen war das sowieso schon lange Wochenende für mich noch länger.

Am Freitag bin ich zu einigen aus meiner Klasse gegangen damit wir einen Film für die Schule über Menschenrechte drehen konnten. Ganz Schulfrei war der Tag also doch nicht. Am Nachmittag bin ich mit dem Bus zum Charlestown Square gefahren, einem riesigem Shopping-Center. Aus dem Vorhaben nur schnell in den Apple Store zu gehen, damit sich jemand mal mein Handy ansehen kann, wurde dann doch nichts. Mir war zwar bewusst das es ein bisschen dauern kann ehe mir jemand weiterhelfen kann aber mit zwei Stunden warten habe ich trotzdem nicht gerechnet. Also habe ich meine Zeit damit verbracht zu Facetimen, Musik zu hören und durch das Center zu laufen. Ich bin ungefähr eine halbe Stunde einfach nur an den Läden vorbeigegangen und habe mir alles angeschaut was ich gesehen habe, aber trotzdem habe ich es in dieser Zeit nicht geschafft mehr als zwei drittel dieses Gebäudes zu sehen.

Am Samstag habe ich das erste mal bei einem Parkrun mitgemacht, die Runde ging 5 Kilometer durch den Blackbutt, was die ganze Strecke wirklich schön gemacht hat. Parkrun ist hier sehr verbreitet, allein in Newcastle gibt es 10 verschieden Parkruns, in ganz Deutschland hingegen gerade mal 7. Eigentlich schade, weil es sehr schön war die Strecke mit anderen Leuten zusammen rennen zu können anstatt sich alleine abzuhetzen.

Seit gefühlten Ewigkeiten wollte ich schon mal selbst Sushi machen und jetzt habe ich endlich selbstgemachte Sushi essen können, ein Punkt mehr auf meiner To do List den ich abhaken kann.

Ansonsten war das Wochenende eigentlich relativ entspannt, wegen des tropenartigen Dauerregens waren wir nicht oft draußen sondern haben hauptsächlich viel im Haus gemacht. Am Sonntag und am Montag bin ich zusammen mit Franka ins Krankenhaus gefahren, weil sie als Apothekerin Bereitschaftsdienst hatte nicht weil es einem von uns schlecht ging. Ich konnte mir also auch mal die Arbeit und die Labore anschauen was eine interessante Abwechslung war. Am Montag konnte ich sogar zuschauen wie Franka eine Chemotherapie hergestellt hat.

Nachdem wir am Montag von der Arbeit zurückgekommen sind und noch eine Runde durch den Wald gejoggt sind, haben mich Franka und Christoph noch mit ans Meer genommen um Wale zu beobachten. Auf dieser Steilküste führt ein Wanderweg entlang mit einer tollen Aussicht auf das Wasser. Von einer Brücke aus haben wir dann glücklicherweise einige Wale sehen können. Relativ nah an der Küste haben mindestens zwei zusammen gespielt und ich meine sogar eine Schwanzflosse erkannt zu haben. Die Vorstellung, dass diese Buckelwale es schaffen mit ihren 20-40 Tonnen Körpergewicht so aus dem Wasser zu springen, ist schon beeindruckend. Weiter draußen auf dem Meer war eine Regenwand die langsam aber sicher auf das Ufer zukam, weswegen wir nach einiger Zeit wieder gegangen sind um nicht durchgeweicht zu werden. Es war aber wirklich schön die Wale auf ihrer Wanderung aus den polaren in die subtropischen Gewässer zu sehen, beim nächsten mal wäre ein Fernrohr vielleicht sinnvoll.

Ich habe übrigens noch nie so viele Regenbögen gesehen wie in dieser Woche, gefühlt jeden Tag konnte man irgendwo einen sehen zum Beispiel die zwei Regenbögen auf dem ersten Bild auf der Joggingrunde am Montag. Die restlichen Bilder Sind von der Walbeobachtung.

Eins ist mir spätestens in dieser Woche vollkommen klar geworden. Es ist egal wo man sich befindet, selbst wenn man 15000 Kilometer von Zuhause entfernt ist, solange man die richtigen Menschen um sich rum hat kann man sich trotzdem wie zu Hause fühlen.

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